Hilfe beim Sterben ist erwünscht

Hilfe beim Sterben ist erwünscht

Quelle: Hanauer Anzeiger vom 31. Oktober 2014
Archivfoto: dpa

Franz Müntefering Redner beim öffentlichen Gespräch des Palliativvereins im CPH

Hanau (ju). Ein kleines Beiwort macht den großen Unterschied: „Hilfe beim Sterben oder Hilfe zum Sterben?“ heißt das Thema einer Veranstaltung mit prominenter Besetzung, zu der der Förderverein Palliative Patienten-Hilfe Hanau für Samstag, 22. November in den Congress Park Hanau einlädt. Als Redner für das öffentliche Gespräch hat der Verein den früheren SPD-Chef und Vizekanzler Franz Müntefering sowie den Berliner Internisten Dr. Michael de Ridder gewonnen.

Für den Palliativverein ist die Zusage des ehemaligen Sozialministers und einstigen Bundesvorsitzenden der SPD ein großes Glück, wie gestern der Schatzmeister des Vereins, Ralf Schilling, gegenüber dem HA erklärte. Alle zwei Jahre veranstaltet der Förderverein ein öffentliches Gespräch zum Thema Abschied, Würde und das Sterben. Diese Gespräche finden im Wechsel mit Fachforen statt. Mit Franz Müntefering habe man vor einigen Jahren schon einmal Kontakt aufgenommen. Damals habe der prominente Sozialdemokrat es zeitlich nicht einrichten können, aber einen Auftritt zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen. Diesmal habe er spontan zugesagt. Man erwarte im CPH rund 500 Besucher, so Schilling.

Müntefering, der seit 2013 ehrenamtlicher Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes ist, hatte sich 2007 aus der Politik zurückgezogen, um seine krebskranke Frau zu betreuen und zu begleiten, die 2008 starb. Er lehnt eine gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe ab, wie sie derzeit im Bundestag vorbereitet wird und sieht in der Debatte eine „gefährliche Melodie“, wie er in Zeitungsbeiträgen und Auftritten in Talkshows deutlich machte. „Zu beschließen, für welche Menschen welche Sterberegeln gelten sollen und für welche nicht, ist nicht nur eine Zumutung für die Abgeordneten. Es ist keine Sache für den Gesetzgeber“, erklärte er unlängst in einem Interview mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Die aktuelle Debatte dürfe nicht auf die Hilfe zur Selbsttötung reduziert sein. Wichtiger sei es zu beantworten, ob die Gesellschaft ausreichend Pflegekräfte zur Verfügung stelle und ob die Pflegeversicherungseinnahmen ausreichten. Weiterer Gesprächspartner bei der Veranstaltung am 22. November wird der Berliner Internist und Rettungsmediziner Dr. Michael de Ridder sein. Der Autor des vielbeachteten Buchs „Wie wollen wir sterben? – Ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in Zeiten der Hochleistungsmedizin“ befürwortet den assistierten Suizid als letzten Ausweg. Er ist Vorsitzender einer Stiftung für Palliativmedizin und Mitbegründer des 2012 eröffneten Vivantes Hospizes in Tempelhof. Dort ist er Geschäftsführer und arbeitet im Kuratorium mit.

Die Veranstaltung im CPH beginnt um 13 Uhr. Die Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Maria Haas-Weber, wird in das Thema einführen. Daran schließen sich die Beiträge von Franz Müntefering sowie Dr. Michael Ridder an. Danach wird es eine Podiumsdiskussion geben, bei der die Besucher mit den Fördervereinsmitgliedern diskutieren können. In Hanau und im Main-Kinzig-Kreis engagiert sich die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst (AGH) dafür, dass sich eine veränderte Kultur des Sterbens entwickelt. Jeder Mensch soll zu Hause oder in seiner vertrauten Umgebung, in menschlicher Geborgenheit und weitgehend ohne Schmerzen bis zuletzt leben können, ist der Anspruch der AGH, die inzwischen über ein breites Netz verfügt. Besuchsdienste kommen zu den Menschen nach Hause, fahren aber auch in stationäre Einrichtungen, wie das Hospiz, Altenheime oder Krankenhäuser. Im Mittelpunkt des Zusammenschlusses engagierter Christen unterschiedlicher Konfession steht die ehrenamtliche, ambulante Begleitung von Schwerstkranken, Sterbenden und ihren Angehörigen. Seit 2007 gibt es auch einen Palliativ-Beratungsdienst. Die ökumenische Einrichtung wird getragen vom Caritas- Verband.

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